10.01.2008 Schwäbische Zeitung: Der Wettkönig bekommt die Fanpost körbeweise

SULMINGEN - Fünf Wochen ist es her, seit Hobbybauer Achim Jehle mit seinen Äpfel kauenden Kühen überlegener Wettkönig bei "Wetten Dass . . ?" geworden ist. Fünf Wochen, die das Leben des 33-Jährigen komplett auf den Kopf gestellt haben. Die SZ hat Achim Jehle auf seinem Hof in Sulmingen (Kreis Biberach) besucht.

Sie hängt noch immer im Baum: Die Lichterkette, die die ZDF-Leute aufgehängt haben, um Jehles Bauernhof für die Außenwette etwas vorweihnachtlicher erscheinen zu lassen. Sie ist auf den ersten Blick auch das einzige, was noch an jenen Abend des 8. Dezember 2007 erinnert, der für das 700-Einwohner-Dorf Sulmingen so denkwürdig war. Hunderte fieberten mit Achim Jehle, der seine Kühe mit verbundenen Augen am Kauen erkannte, und schmunzelten über seinen Lockruf "Moggi!" - Millionen waren es vor den Bildschirmen. Mit 89 Prozent der Zuschauerstimmen, einem Wert, den noch kein anderer Wettkandidat in der 25-jährigen Geschichte der Show erreicht hat, wurde er Wettkönig. Die Party nach der Sendung dauerte bis in den frühen Sonntagmorgen, der für den 33-Jährigen Hobbylandwirt und Großhandelskaufmann den Beginn seines Lebens als öffentliche Person markierte.

Achim Jehle steht am Küchenfenster und schaut in den Hof hinaus zu dem Baum mit derLichterkette. "Die ZDF-Leute haben sie dagelassen, weil es ihnen zu viel Arbeit war, sie wieder wegzumachen", erzählt er. "Viel Spaß, bei allem, was jetzt noch kommt, haben sie mir zum Abschied gewünscht", erinnert sich der 33-Jährige und muss lachen. "Die wussten ganz genau, was bei mir von nun an los sein würde." Achim Jehle wusste es - noch - nicht. Kaum war das ZDF weg, entdeckte der Rest der deutschen Medienlandschaft den sympathischen Bauern und sein "Moggi!" für sich. Schon am Sonntag stand er mit den Fotografen der Bild-Zeitung im Stall, am Montag ging es mit dem Flugzeug nach Hamburg zu Johannes B. Kerner, am Dienstag kam RTL nach Sulmingen, danach Sat.1, der SWR und REGIO TVSchwaben. Füttern oder melken - wann immer Jehle in der Woche nach "Wetten Dass ...?" bei seinen Kühen im Stall war, stets hatte er ein Kamerateam im Schlepptau. "Nebenher habe ich am Handy so viele Radiointerviews gegeben, dass ich am Ende gar nicht mehr wusste, mit welchem Sender ich eigentlich gerade spreche", erzählt er. Zum Einkaufen ging er zeitweilig nur noch abends.

Dazu klingelte in den ersten Tagen zu Hause fast permanent das Telefon, der Briefträger brachte korbweise Briefe und Präsente mit Glückwünschen aus ganz Deutschland in die Sulminger Bahnhofstraße. Er erzählt, wie er kürzlich seinen Namen bei der Internet-Suchmaschine "Google" eingegeben hat. "35 800 Treffer kamen da. Das hat mich fast vom Hocker gehauen." Mit der Popularität kamen auch die geschäftlichen Anfragen. Den Begriff "Moggi" hat er sich auf Anraten mittlerweile schützen lassen. Für den Werbespot eines Herstellers von Milchprodukten stand Jehle bereits vor der Kamera, weitere Angebote liegen vor. Die will sich der 33-Jährige aber ganz genau anschauen. "Ich mache das nur so lange, wie es mir Spaß macht, und so lange, wie es sich mit meinem Beruf vereinbaren lässt", sagt Jehle. Das Angebot eines Privatsenders, mit seiner Familie in einer Reality-Serie mitzuwirken, hat er abgelehnt: "Das wird mir alles zu privat." Auch in einer neuen Staffel von "Bauer sucht Frau" wird man den Junggesellen Jehle nicht zu sehen bekommen. Wegen des Rummels hat er zwar seinen Urlaub verlängert und ist erst Mitte Dezember an seinen Schreibtisch in einem Agrarhandel in Reinstetten zurückgekehrt, aufgeben will er seinen Job aber auf keinen Fall. "Ich weiß auch, dass der ganze Trubel um meine Person auch wieder abflauen wird", sagt er, ganz der bodenständige Oberschwabe. Zunächst will er aber alles genießen. "Was mich besonders freut, ist die Tatsache, dass ich in der ganzen Zeit nichts Negatives über mich und meine Wette gehört habe." Er habe das Ansehen der Landwirte gestärkt, hätten ihm Vertreter der Bauernverbands gesagt - mit seinem Können und seiner Natürlichkeit. Die Erfahrungen haben den eher zurückhaltenden Mann in seinem Selbstbewusstsein gestärkt. "Am meisten bin ich über mich selbst überrascht, wie ich das alles hinbekommen habe", sagt er. Die Lichterkette wird ihn auch künftig jeden Tag daran erinnern.

Redakteur: Gerd Mägerle
Veröffentlicht mit der freundlichen Genehmigung der Schwäbischen Zeitung

 

<< Zurück zur Übersicht

 

 
   Home | Datenschutz | Impressum | © 2009 by central solutions
 
 

 
Home News Videos Links Bilder Presse Musik Gästebuch