08.12.2008 Schwäbische Zeitung: Jehle bleibt trotz des Rummels am Boden

SULMINGEN - "Meine Landwirtschaft und meine Tiere sind mir durch "Wetten Dass...?" noch mehr ans Herz gewachsen", sagt Achim Jehle. Heute vor einem Jahr wurde der 34-jährige Hobbylandwirt aus Sulmingen mit seiner Kuh-Wette und seinem Lockruf "Moggi!" über Nacht landesweit bekannt.

Er habe den ganzen Rummel zwar genossen, das Wichtigste bleibe für ihn aber seine Familie, sein Beruf und die Landwirtschaft, sagt Jehle rückblickend. Es wird ruhig bleiben an diesem 8. Dezember in der Bahnhofstraße am Sulminger Ortsrand. Nur eine Erinnerungstafel an der Wand des Kuhstalls auf dem Jehlehof erinnert noch daran, was hier vor einem Jahr los war: Die Straße zugeparkt mit großen Übertragungswagen und gesäumt von Schaulustigen, die bis spät in die Nacht die Wahl Achim Jehles zum Wettkönig feierten, der seine Kühe am Schmatzen erkannte. 89 Prozent der Anrufer hatten für ihn gestimmt - ein Wert den bislang kein anderer Wettkönig erreicht hatte.

Beinahe logisch, dass sich in den Folgewochen plötzlich das ganze Land für den Hobbybauern aus Oberschwaben interessierte. Fernsehen, Radio, Zeitung - es verging zunächst kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Journalist ein Interview mit Achim Jehle wollte.

"Es ist so viel auf mich eingeprasselt, aber ich habe es genossen", sagt der 34-Jährige heute. Auf die Frage, was sich durch "Wetten Dass...?" verändert habe, meint er: "Ich wäre in dem Jahr nie so oft unterwegs gewesen - höchstens mal zu Besuch bei Verwandten in Dortmund." So hatte er Einladungen und Fernsehauftritte in Hamburg, Mainz, Berlin, Halle oder Stuttgart. Aber auch Autogrammstunden zum Beispiel in Biberach gehörten dazu. "Ich habe eine Weile gebraucht, mich daran zu gewöhnen, dass ausgerechnet von mir jemand ein Autogramm will", meint Achim Jehle lachend.

Einen Werbevertrag für Molkereiprodukte hat er angenommen - "weil ich mich damit identifizieren kann" - andere Offerten, wie zum Beispiel die eines Privatsenders für eine Homestory, hat er abgelehnt: "Das war mir alles zu privat."

Wenn er sieht, wie sich andere Berufskollegen aus der Landwirtschaft derzeit bei "Bauer sucht Frau" der Öffentlichkeit preisgeben, kann er nur den Kopf schütteln.

"Ich möchte mich nirgendwo zum Hampelmann machen", sagt Jehle. Er habe zwar für kommendes Jahr noch kleinere Projekte am Laufen, unter anderem ein Kalender für einen wohltätigen Zweck (siehe "Auf einen Blick"). "Das sind aber alles Dinge, hinter denen ich stehe und bei denen ich meine Ideen einbringen kann." Vorrang haben für ihn aber weiterhin seine Tiere.

Gefreut hat sich Achim Jehle deshalb darüber, dass er mit seinem ZDF-Auftritt etwas für das Image der Landwirtschaft tun konnte. "Meist sind es doch nur die Negativschlagzeilen, die im Zusammenhang mit Landwirtschaft bei den Leuten hängenbleiben", meint er. Nach seiner Wette hätten ihm so viele Leute gesagt, wie gut sie es fanden, dass hier ein anderes Bild vermittelt worden sei: "vom Landwirt, der einen persönlichen Bezug zu seinen Tieren hat, bei dem die Kühe nicht nur Nummern sind".

Und letztlich hat "Wetten Dass...?" dafür gesorgt, dass Achim Jehle selbst wieder ein neues Verhältnis zu seinem Hobby gefunden hat: "Die Landwirtschaft ist mir im vergangenen Jahr noch mehr ans Herz gewachsen." Eigentlich habe er geplant gehabt, seinen Viehbestand nach der Sendung zu reduzieren. "Heute schmerzt es mich, wenn ich ein Tier weggeben muss." Nun ist Sulmingen zwar nicht Indien - trotzdem sind ihm seine "Wetten Dass...?"-Kühe heilig. "Die haben bei mir das ewige Leben, sofern sie gesund bleiben", sagt Jehle.

Den heutigen Tag will Achim Jehle für sich alleine genießen, noch einmal zurückdenken an die Ereignisse vor einem Jahr. "Vielleicht schauen wir heute Abend im Familienkreis noch einmal die DVD mit meinem Auftritt an", sagt er.

Für den kommenden Samstag hat ihn das ZDF als Gast zur "Wetten Dass...?"-Sendung nach Stuttgart eingeladen. Achim Jehle freut sich schon jetzt riesig darauf. Vor allem hofft er, auf der Party nach der Sendung noch ein Wörtchen mit Til Schweiger reden zu können. Der war vor einem Jahr Pate bei Jehles Kuh-Wette. "Und er hat damals gegen mich gewettet", meint der Hobbybauer lächelnd.

Redakteur: Gerd Mägerle
Veröffentlicht mit der freundlichen Genehmigung der Schwäbischen Zeitung

 

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